Es war ein farbenfrohes Spektakel mit mehr als 100
Mitwirkenden: das Musical «Joseph», das im Rosenheimer Kultur-
und Kongresszentrum aufgeführt wurde. Michael Gartner hatte die
Idee zu dieser Produktion.
Mit der Tanzschule Rosenheim, dem Tanzpalast Prien, dem
Jugendorchester «Die Arche», dem Fürstätter Chorkreis St.
Quirinus und vielen Solisten verwirklichte er dieses große
Vorhaben. «Das Zusammenspiel von so verschiedenen Gruppierungen
und Talenten zählt zu den reizvollsten Aufgaben, die man als
Organisator erleben kann: junge und ältere Mitwirkende, Laien und
Profis, alle aus verschiedenen Wirkungsbereichen», steht in
Gartners Vorwort des aufwendig gestalteten Programmheftes. Die
Organisation ist ihm in jeder Hinsicht perfekt gelungen. Unterstützt
wurde Michael Gartner von Regisseurin Rotraut Arnold.
Heraus kam ein professionelles, sowohl tänzerisch, musikalisch
als auch showtechnisch hervorragendes Musical. Das KuKo war
zweimal komplett ausverkauft, in der Matinee und auch am Abend.
Die Handlung des Musicals ist die der biblischen Geschichte:
Vater Jakob hat zwölf Söhne, doch seinen zweitjüngsten, Joseph,
liebt er mehr als alle anderen. Die elf Brüder neiden das Joseph
und wollen ihn loswerden. Sie verkaufen ihn an Händler, die zufällig
vorbeikommen. Joseph wird Sklave und muss sogar eine Zeit im
Kerker verbringen.
Durch seine Gabe, Träume richtig zu deuten, ist es ihm möglich,
dem ägyptischen Pharao einen großen Gefallen zu tun: Er erklärt
den Traum der sieben fetten und sieben mageren Kühe richtig und
beschützt Ägypten dadurch vor einer großen Hungersnot. Joseph
wird zu einem angesehenen, reichen Mann. Die Brüder gehen, von
der Hungersnot gebeutelt, nach Ägypten, um Korn zu kaufen und
erkennen ihren Bruder erst spät. Am Ende kommt es zur großen
Versöhnung, und Vater Jakob hat seinen Lieblingssohn wieder.
Die Musik des Musicals stammt von Andrew Lloyd Webber. Er
versteht es wie kein anderer, eingängige, schöne, mitreißende
Musical-Songs zu schreiben. Der Text bei dieser Produktion ist
deutsch, sogar mit örtlichem Bezug. Erzählerin Julia Schmarsel
singt: «Der Himmel wird blau, auch hier über dem Inn.»
Die Auswahl der Solisten ist den Verantwortlichen gut gelungen.
Martin Markert als Joseph und Tobias Heinz als Pharao sind «eingekauft»,
alle anderen Hauptdarsteller kommen aus der Region. Julia
Schmarsel als Erzählerin stiehlt Markert fast die Schau. Sie ist
elegant, schauspielerisch zurückhaltend, perfekt in ihrer Rolle -
und vor allem singt sie hervorragend. Tobias Heinz als äußerst lässiger
Pharao bringt die Mädchenherzen in Elvis-Manier zum Schmelzen.
Die elf Brüder werden gespielt und gesungen von Männern und
Jugendlichen jeden Alters. Erst sind sie voll Neid und Eifersucht,
später müssen sich die Elf dann aber eingestehen, dass mit
Joseph doch alles besser war. Die Burschen besaufen ihr Schicksal,
eine witzige Szene.
Martin Markert gibt einen jugendlichen Joseph, der sich nicht
unterkriegen lässt und immer an seine Stärken glaubt. Manchmal
geht seine Stimme etwas in der Musik unter. Sehr schön ist, dass
die Musik aus dem Orchestergraben kommt. Die Mitglieder der «Arche»
geben ihr Bestes, stellenweise waren sie aber zu laut - oder die
Mikrophone der Sänger zu leise ausgesteuert.
Neben den Solisten ist die Bühne voll mit bunt gekleideten Sängern
und Tänzern. Der Kinderchor steht Joseph unter anderem im Kerker
bei, die Kleinen singen klar und gut. Tänzerinnen und Tänzer
vervollständigen das Bild, teils mit Jazzdance-Elementen, teils
mit Standardtänzen. Sandra Paul und Sabrina Weindl legen
ausdrucksstarke Soli auf das Parkett.
Die Bühnenelemente sind durchdacht: leichte Vierecke, die vom
Chor umdekoriert werden. Mal mit rotem Plüsch überzogen als Bett
des reichen Potiphar, dann als Kerkermauern - universal einsetzbar
und vor allem leicht umzubauen.
All' die mitwirkenden Ensembles und Künstler trugen zu einer
wunderbaren Produktion bei. Der Einsatz eines jeden Einzelnen und
das exakte, vertraut wirkende Zusammenspiel sorgten dafür, dass
«Joseph» ein großer Erfolg wurde. Die Spielfreude der Akteure
übertrug sich auf das Publikum, und so hörte man noch beim
Hinausgehen viele Zuschauer summen und singen.
von Julia Binder